Die CeBIT erfindet sich neu. Ab 2018 wird nicht nur der Zeitraum der größten Tech-Konferenz Europas verlegt, sondern auch ein komplett neues Konzept eingeführt. Heute werfen wir einen Blick auf die Geschichte des Events und zeigen die Neuerungen.
Die CeBIT bedarf wohl heutzutage keiner Einführung mehr. Über die letzten 30 Jahre hat sich die Messe für Informationstechnik zur größten Tech-Konferenz der Welt entwickelt und dabei eine Reihe von Rekorden gebrochen. Jedes Jahr reisen hunderttausende von Besuchern nach Hannover um über die neuesten Technologien und Trends der IT zu lernen, ihre Produkte und Unternehmen vorzustellen und Geschäftspartnerschaften zu schließen.
Die CeBIT gehört ganz sicher zu den wichtigsten Konferenzen der Welt, nicht nur in der Tech-Szene. Heute werfen wir einen Blick auf die Geschichte der CeBIT sowie auf das neue Format, welches ab 2018 unter dem originellen Namen „Die neue CeBIT“ vermarktet wird. Los geht’s!
Die Geschichte der CeBIT
Die CeBIT wird traditionell auf dem Messegelände Hannover veranstaltet. Auf diesem wurde bereits 1970 eine Halle für die CeBIT gebaut. Die Halle 1 CeBIT – „Centrum der Büro- und Informationstechnik“ war zum damaligen Zeitpunkt die größte Messehalle der Welt und bekam sogar einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde. Von 1970 bis 1986 wurde hier die CeBIT im Rahmen der Hannover Messe veranstaltet, aufgrund des enormen Erfolges bekam sie jedoch bald einen eigenen Termin und findet seit 1986 auf dem gesamten Messegelände statt.
Bereits im offiziellen Gründungsjahr verbuchte die Veranstaltung äußert eindrucksvolle Zahlen. So kamen ganze 334.000 Besucher nach Hannover um sich über die Produkte der 2.142 Aussteller zu informieren. In den kommenden Jahren stiegen die Besucherzahlen dann immer weiter in die Höhe, was vor allem mit der rasanten Entwicklung der Computertechnologie zu tun hatte. 1995, dem Jahr in dem Microsoft Windows 95 auf der Messe vorstellte, waren bereits unglaubliche 755.000 Besucher anwesend.
Diese Zahl wurde im Jahr 2001 sogar noch überboten. 830.000 Menschen machten den Weg zum Messegelände Hannover, was bis heute den Rekord für die meisten Besucher einer Tech-Konferenz bedeutet. Die Informationstechnik befand sich um die Jahrtausendwende auf einem Höhepunkt und während der Messe wurden bahnbrechende Technologien wie internetfähige Handys, GPRS (General Packet Radio Service) und UMTS (Universal Mobile Telecommunications System) vorgestellt. Selbst die Technologie des digitalen Fernsehens wurde dort bereits demonstriert, wenn diese auch noch ein paar Jahre bis zum Anklang an die Massen benötigen würde.
Nach 2001 sanken die Besucherzahlen dann dramatisch ab, was vor allem auf den Zusammenbruch der sogenannten „Dot-Com Bubble“ zurückzuführen war. So waren im Jahr 2003 nur noch 560.000 Besucher anwesend, rund 30% weniger als noch 2 Jahre zuvor. Langsam aber sicher sanken die Besucherzahlen über die Jahre konstant weiter nach unten. 2009 waren 400.000 Besucher anwesend, 2013 waren es 280.000 und die letzten beiden Jahre knapp 200.000. Dieser Rückgang ist wohl vor allem dadurch zu erklären, dass technische Innovationen heutzutage bei weitem nicht mehr so viel Aufsehen erregen wie noch vor 20 Jahren, und daher weniger Privatpersonen zu Messen wie der CeBIT reisen.
Trotzdem bleibt sie aber mit 200.000 Besuchern im Jahr 2017 eine der größten Tech-Konferenzen der Welt und zählt vor allem im B2B-Bereich zu den absoluten Pflichtveranstaltungen. Das Thema dieses Jahr war „d!conomy – no limits“, was sich auf die digitale Wirtschaft (digital economy) bezog und Technologien wie das Internet der Dinge und künstliche Intelligenz behandelte.
Die neue CeBIT – alles neu macht der Juni?
Ab 2018 wird die sogenannte „neue CeBIT“ zum ersten Mal in ihrer Geschichte nicht im März ausgetragen. Stattdessen wird sie in die Woche vom 11. bis 15. Juni verlegt. Das ist aber lange nicht die einzige Änderung. So wird das gesamte Konzept der CeBIT ab dem nächsten Jahr radikal verändert um der Messe einen „Eventcharakter“ zu verleihen. So werden zum Beispiel auch Konzerte Teil des Programms sein. In den Worten der Veranstalter wird die CeBIT von einer Messe in eine „B2B-Eventplattform“ verwandelt – und in ein „Innovationsfestival der Digitalisierung mit Open-Air-Charakter“.
Der Grund für diese Änderungen dürfte auf der Hand liegen: den sinkenden Besucherzahlen soll mit einem frischeren, „cooleren“ Konzept begegnet werden. Dass dies Erfolge zeigt haben vor allem Events wie die TechCrunch Disrupt oder die Collision Conference in den USA bewiesen. Dort entfernt man sich immer mehr vom starren, „langweiligen“ Messekonzept mit riesigen Hallen voller Stände und Aussteller.
Die CeBIT 2018, die unter dem Thema „Festival digitaler Innovationen“ stehen wird, bietet dabei in Zukunft 4 eigene Bereiche, die jeweils eigenen Geschäftszweigen zugewiesen werden.
Im Bereich der „d!conomy“ wird in 7 Hallen alles zum Thema B2B untergebracht. Hier stellen die Innovationsführer, die größten und führenden Technologieunternehmen, ihre neuesten Technologien, Produkte und Trends vor. Hier finden CEOs und andere Geschäftsleute nicht nur Inspiration und Anregungen zu neuen Produkten, sondern vor allem auch viel Raum zum Networking. Laut den Veranstaltern bietet der Bereich „Alles zur Digitalisierung von Unternehmen und Verwaltung, von Data-Management, Digital Office & -Processes bis hin zu Infrastructure, Security und Communication“.
Der Bereich „d!tec“ dagegen ist komplett der Startup-Kultur gewidmet. Frei nach Events wie der TechCrunch Disrupt wird hier der „Gründergeist des digitalen Zeitalters“ gefeiert und junge Unternehmen und Unternehmer bekommen reichlich Chancen, sich und ihre Produkte oder technischen Neuerungen vorzustellen. Der Fokus liegt hier komplett auf den sogenannten disruptiven Geschäftsmodellen, jenen Ideen und Produkten, die die gesamte Branche (und im Prinzip die ganze Welt) aus der Bahn werfen können. Frühere Beispiele waren das Internet oder Social Media und in (nicht allzu ferner) Zukunft wird dies wahrscheinlich künstliche Intelligenz und „Mixed-“ oder „Virtual Reality“ werden.
Im Bereich „d!talk“ wird man eher klassische Elemente einer Tech-Konferenz finden. Hier stehen die Bühnen im Mittelpunkt, genauer gesagt die 10 Bühnen, auf denen die größten Namen der Tech-Industrie reihenweise interessanter und inspirierender Vorträge halten werden. Dieser Bereich markiert eine Premiere für die CeBIT, da Vorträge von Sprechern sonst nie ein Teil der Messe waren.
Der letzte Bereich ist der sogenannte „d!campus“, und hier kommt der bereits erwähnte Eventcharakter der neuen CeBIT ins Spiel. Mitten im Messegelände Hannover werden Bühnen, Essenstände und reichlich Möglichkeiten zur Unterhaltung (so wie virtuelle Achterbahnfahrten via VR) zu finden sein. Neben dem Potential, massenweise neuer Besucher anzulocken, soll dieser Bereich vor allem zum Networking genutzt werden und der CeBIT einen komplett neuen Charakter verleihen.
Ob die radikalen Änderungen die gewünschte Wirkung zeigen bleibt abzuwarten. Doch eines muss man den Veranstaltern auf jeden Fall lassen: Ein erfolgreiches und langjähriges Event wie die CeBIT, das fast schon Kultstatus in Deutschland hat, derart zu ändern, ist nicht nur überaus mutig, sondern zeigt auch einen Geist von Kreativität und Jugend, den man dem Event so gar nicht zugetraut hätte.